Neuerscheinungen
Bernd Mertens: Rechtsgeschichte Bayerns. 13 Jahrhunderte bayerischer Rechtsentwicklung im Spiegel der wichtigsten Rechtsquellen
Bayern kann innerhalb Deutschlands auf die längste eigenständige Rechtsgeschichte zurückblicken, die früher und umfassender als anderswo durch autonome schriftliche Rechtsquellen gestaltet wurde. Das oberbayerische Landrecht, der Codex Maximilianeus, das bayerische Strafgesetzbuch oder die Verfassung des Königreichs haben das Leben in Bayern über die Jahrhunderte viel stärker beeinflusst als die gelehrten Diskussionen zum römischen Recht. Diese überaus reiche und vielfältige, 13 Jahrhunderte umspannende Rechtsentwicklung wird hier erstmals in Form einer Gesamtdarstellung erschlossen.
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Johannes Ulbricht: Die Rezeption der laesio enormis in den Stadt- und Landrechten. Vertragsgerechtigkeit im Spätmittelalter und der Frühen Neuzeit
Schieflagen in vertraglichen Austauschverhältnissen sind ein Phänomen, mit dem sich eine jede Zivilrechtsordnung auseinandersetzen muss: Einem übermächtigen Vertragspartner steht ein schwacher gegenüber, sodass die Gefahr besteht, dass der schwache Vertragspartner ausgebeutet wird. In solchen Situationen stellt sich die Frage, ob und in welchem Umfang eine Rechtsordnung Schutzmaßnahmen für die schwächere Partei ergreifen möchte. Seit dem 12. Jh. waren sich das römische und das kanonische Recht genau über diese Frage uneins, wie sich bei dem Rechtsinstitut der laesio enormis zeigte. Für die einen war sie ein universelles Mittel, unbillige Vertragsverhältnisse umfassend zu korrigieren, andere sahen in ihr eine bloße Ausnahmeregelung, deren Anwendung begrenzt werden sollte. Die Stadt- und Landrechte machten sich bis zum 17. Jh. daraus ihren eigenen Reim. Mit der spannenden Geschichte dieses Rezeptionsvorgangs beschäftigt sich das vorliegende Werk.
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Ausgezeichnet mit dem Dr. Alfred und Ida Marie Siemens Preis und dem Promotionspreis des Fachbereichs.
Hierzu die Rezension von Meissel in: ZHF 2024, S. 116-118.
Sven Seeger: Gewährleistung beim Sale-and-lease-back
Das Sale-and-lease-back ist eine besondere Erscheinungsform des Leasings. Anders als bei typischen Finanzierungsleasingverträgen kommt es nicht zu einer Dreiecksbeziehung. Der Leasingnehmer ist selbst Verkäufer der Leasingsache. Sven Seegers Dissertation ist, soweit ersichtlich, die erste, welche sich den komplexen gewährleistungsrechtlichen Fragen des Sale-and-lease-back umfassend widmet.
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Christiane Höhne: Die mangelhafte Leasingsache – Rechtspositionen des Leasingnehmers, Leasinggebers und Lieferanten im Rahmen der leasingtypischen Abtretungskonstruktion
Ist die Leasingsache mangelhaft, kann der Leasingnehmer typischerweise zunächst keine Rechte gegen den Leasinggeber geltend machen; er ist vielmehr auf die ihm vom Leasinggeber abgetretenen liefervertraglichen Mängelrechte verwiesen. Christiane Höhne setzt sich umfassend mit den hieraus erwachsenen Problemstellungen auseinander und zeigt aufeinander abgestimmte Rechtspositionen für die am Finanzierungsleasing beteiligten Parteien auf.
Ein Überblick über die Dissertation steht als PDF zum Download zur Verfügung.
Ausgezeichnet mit dem Promotionspreis des Fachbereichs und dem Rödl-Promotionspreis.
Hierzu die Rezension von Gasparinetti in: Banca, borsa e titoli di credito 75 (2022), S. 153-155.
Benedikt Nehls: Die Auslegung mehrsprachiger völkerrechtlicher Verträge – Eine Darstellung der Auslegungsregeln unter Berücksichtigung ihrer historischen Entwicklung
Da völkerrechtliche Verträge in der Regel nicht nur in einer, sondern in mehreren Sprachen abgefasst sind, können sich bei der Auslegung besondere praktische Probleme ergeben, insbesondere wenn die verschiedensprachigen Texte inhaltlich nicht exakt übereinstimmen. Diese Probleme wurden in Artikel 33 der Wiener Vertragsrechtskonvention von 1969 aufgegriffen, welcher hierzu völkervertragliche Auslegungsregeln bereithält. Die vorliegende Arbeit versucht erstmals, die Auslegung mehrsprachiger völkerrechtlicher Verträge anhand der historischen Völkerrechtspraxis rechtsquellensystematisch aufzuarbeiten und die hierbei gewonnenen Erkenntnisse im Verhältnis zur Darstellung des Art. 33 WVK einfließen zu lassen. Die Arbeit geht weiter auf die Implikationen des völkerrechtlichen Fragmentierungsdiskurses sowie die Anwendung von Art. 33 WVK im innerstaatlichen Bereich ein und schließt mit einem Plädoyer für mehr Fremdsprachenkompetenz als notwendige juristische Qualifikation.
Der Überblick über die Dissertation steht als PDF zum Download zur Verfügung.
Hierzu die Rezension von Schiffbauer in: Archiv des Völkerrechts 58 (2020), S. 244-247.
Bernd Mertens: Gönner, Feuerbach, Savigny – Über Deutungshoheit und Legendenbildung in der Rechtsgeschichte
Wer es im Urteil der Nachwelt in den juristischen Olymp geschafft hat, hat damit auch die zeitgenössische Kritik hinter sich gelassen. Das differenzierte Meinungsbild der Zeitgenossen wird ersetzt durch ein selektives Narrativ, das aus der Perspektive der »Leitjuristen« geschrieben wird und so im Nachhinein Geschichtsbilder schafft und tradiert. An den ungleichen Juristen Gönner, Feuerbach und Savigny, deren Lebenswege sich mehrfach kreuzten, kann man diese Mechanismen sehr gut nachverfolgen. Hierbei ging es um die großen Themen ihrer Zeit: die Reform des Strafrechts und des Strafprozesses, die Kodifikationsfrage und Rechtsvereinheitlichung im Zivilrecht, den Einfluss französischen Rechts in Deutschland, die Aufgabenverteilung zwischen Gesetzgebung und Rechtswissenschaft und allgemein den Widerstreit von Aufklärung und Romantik, Vernunftrecht und Historischer Rechtsschule. Zugleich beinhaltet diese Studie eine Art Gesetzgebungsgeschichte Bayerns in den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts, in denen die Grundlagen für den modernen partikularen Gesetzgebungsstaat gelegt wurden.
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Ausgezeichnet als eines der „Juristischen Bücher des Jahres“, in: NJW 2019, S. 3124-3129 und JZ 2019, S. 1154 f.
Sascha M. Giller: Private Rechtsbelehrungspflichten – Fremdkörper im teilweise europäisierten deutschen Vertragsrecht
Dass der Gesetzgeber eine Vertragspartei verpflichtet, die andere Vertragspartei über ihr zustehende Rechte oder Obliegenheiten aufzuklären, ist ein relativ neues Phänomen unserer Zivilrechtsordnung. Es verbreitet sich vorwiegend durch EU-Richtlinienvorgaben in weiten Bereichen des deutschen Vertragsrechts, insbesondere im Verbraucherschutzrecht. Mit der Arbeit wird erstmals der Versuch unternommen, eine systematische Zusammenschau der mittlerweile vorhandenen privaten Rechtsbelehrungspflichten vorzunehmen, deren Entwicklungsgang und die hierbei vom Gesetzgeber verfolgten Ziele zu klären. Dabei ist insbesondere der Frage nachzugehen, inwieweit die verstreuten Tatbestände und Rechtsfolgen solcher privater Rechtsbelehrungspflichten sich zu einem stringenten und sinnvollen System zusammenfügen. Der Autor kommt im Ergebnis zum Eindruck einer widersprüchlichen und inkonsequenten Gesetzgebung. Die Untersuchung wird durch das Aufzeigen von Reform- und Alternativvorschlägen komplettiert.
Ein Überblick über die Dissertation steht als PDF zum Download zur Verfügung.
Florian Feilcke: Corporate Governance in der Genossenschaft – Bestandsaufnahme und Verbesserungspotential
Der Schwerpunkt der Arbeit ist die kritische Analyse der Inhalte des Corporate Governance Kodex für Genossenschaften im Einzelnen vor dem Hintergrund des GenG und der Vergleich zu ihren aktienrechtlichen Pendants.
Ein Überblick über die Dissertation steht als PDF zum Download zur Verfügung.
Ausgezeichnet mit dem Promotionspreis des Fachbereichs und dem Rödl-Promotionspreis.
Judith Solzbach: Formstrenge bei Testamenten im deutsch-US-amerikanischen Vergleich
Über die Universitätsbibliothek können Sie online auf die Dissertation zugreifen.
Timm Waldmann: Die Haftungslage bei einer Beschädigung der Leasingsache durch Dritte
Über die Universitätsbibliothek können Sie online auf die Dissertation zugreifen.
Katharina Wagner: Der Einfluss Europas auf das BGB
In jüngerer Vergangenheit unterliegen mehr und mehr auch zentrale Materien des Zivilrechts europäischem Einfluss. Viele Bereiche des BGB dienen daher mittlerweile der Umsetzung europäischer Richtlinien. Angesichts dieser Entwicklung widmet sich die Arbeit der Frage, inwieweit sich die Gesetzgebungstechnik des BGB hierdurch verändert hat. Hierzu werden das Recht der Allgemeinen Geschäftsbedingungen, das Verbrauchsgüterkaufrecht und das Recht der besonderen Vertriebsformen als Beispiele für europarechtlich beeinflusste Bereiche des BGB einer gesetzestechnischen Analyse unterzogen. Untersucht wird insbesondere, ob sich gesetzestechnische Auffälligkeiten zeigen und inwieweit diese tatsächlich auf den europäischen Vorgaben beruhen. Die Autorin legt dar, dass viele Problempunkte vermieden werden könnten und unterbreitet oftmals Verbesserungsvorschläge. Dabei begrüßt sie die Entscheidung des nationalen Gesetzgebers, die Umsetzung der europäischen Richtlinien im BGB selbst vorzunehmen.
Der Überblick über die Dissertation steht als PDF zum Download zur Verfügung.
Ausgezeichnet mit dem Fakultätsfrauenpreis.
Hierzu die Rezension von Möllers in: JZ 2017, S. 681.
Aline Kühne: Die Anerkennung ausländischer Gesellschaften im französischen und deutschen Rechtskreis
Die Anerkennung einer nach ausländischem Recht gegründeten Gesellschaft im Inland ist eine Problematik, die derzeit im Kontext der Niederlassungsfreiheit für aufsehenerregende Gerichtsurteile des EuGH sorgt und in den Mitgliedsstaaten (zumindest mittelbar) zu Umwälzungen im nationalen und internationalen Gesellschaftsrecht führt.
Dies nahm die Autorin zum Anlass, die Entwicklung der Sitztheorie im deutschen und französischen Rechtskreis aus rechtshistorischer Perspektive zu analysieren. Anhand der gewonnenen Erkenntnisse bewertet sie aktuelle Rechtsentwicklungen in Deutschland, Frankreich und Belgien.
In den betrachteten Sitztheoriestaaten bestehe traditionell ein enger inhaltlicher Zusammenhang zwischen nationalem Sach- und Kollisionsrecht. Die Autorin resümiert, dass das deutsche MoMiG mit diesem historisch gewachsenen Prinzip bricht und daher unter der Gefahr eines »race to the bottom« rechtspolitisch verfehlt ist, zumal das Europarecht einen solchen Paradigmenwechsel nicht erzwingt.
Der Überblick über die Dissertation steht als PDF zum Download zur Verfügung.
Ausgezeichnet mit dem Promotionspreis des Fachbereichs und dem Rödl-Promotionspreis.
Hierzu die Rezensionen von Kumpan in RabelsZ 80 (2016), S. 455-460 und Pahlow in ZNR 2017, S. 131-134.